Was ist wichtiger: das Anschreiben oder der Lebenslauf? Die Frage lässt sich so unzulänglich beantworten wie die Frage, ob Huhn oder Ei zuerst da waren.
Gehen wir es doch anders an: Der Lebenslauf ergänzt das Anschreiben. Und andersrum. Während du dich im Anschreiben präsentierst, lieferst du im Lebenslauf die wichtigsten Fakten.
Wie schreibst du einen guten Lebenslauf?
Immer, wenn du eine Bewerbung erstellst, solltest du dir vorab einen Moment nehmen und dir den Personaler vorstellen – wie er da an seinem Schreibtisch sitzt, Kaffee schlürft und gelangweilt und ein bisschen unter Druck, darauf wartet, seinem Chef endlich jemanden vorstellen zu können, der ansatzweise eine Ahnung davon hat, was in diesem Job auf ihn zukommt und den anderen Kollegen nicht auf den Senkel gehen wird. In den hundert Bewerbungen, die er dafür lesen muss, sucht er Informationen. Er ist übrigens so clever und kann Phrasen von Informationen unterscheiden.
Da das nicht seine ersten hundert Bewerbungen sind und er etwas von seinem Job versteht, hat er einen Prozess entwickelt, mit dem er möglichst effizient alles scannt, was auf seinem Bildschirm landet.
Der wichtigste Gedanke, wenn du eine Bewerbung schreibst
Was ist also dein Job, wenn du eine Bewerbung aufsetzt? Stör den Personaler nicht in seinem Prozess, sondern arbeite ihm zu! Hilf ihm, so schnell und einfach wie möglich zu finden, was er sucht. Das heißt alles andere, als dass du eine 0815-Bewerbung schreiben sollst. Aus Ratgebern abgeschriebene Floskeln stören den Personaler nicht nur wegen der Ödnis, die sie in seinem Kopf verbreiten, sondern auch wegen des Mangels an Informationen.
Er liest zehn Sätze nach Schema-F und weiß immer noch nichts von dir.
Das gilt ebenso für den Lebenslauf.
Fancy-fancy Designs, Infografiken oder sonstige kreative Ergüsse, von denen du dir einen Vorteil gegenüber deinen Mitbewerbern erhoffst, machen dem Personaler nur Arbeit. Er darf sich mühselig zusammensuchen, was du ihm mitteilen möchtest. Es steht nicht an der Stelle, die er gewohnt ist; es steht nicht in der Art da, die er gewohnt ist. Das Schlimmste aber ist die Informationsdichte, die verloren geht. Der Lebenslauf lebt von Fakten, Fakten, Fakten. Kurz, präzise, übersichtlich.
Nachdem dir jetzt klar ist, wie der Personaler arbeitet und dass es dein Job ist, ihn dabei zu unterstützen und nicht zu stören, schauen wir uns an, wie du ihn am wirkungsvollsten unterstützt.
Das Zaubermittel eines jeden Designers
Fangen wir mit Äußerlichkeiten an. Nimm ein einfaches, klassisches Design, das nicht durch Unmengen an Linien, Balken, Gitternetzen oder sonstigem Gedöns dem Personaler die Suche nach Informationen erschwert. Nutze Abstände, Absätze und das Zaubermittel eines jeden Designers: viel weiße Fläche.
Versuch nicht auf Teufel komm raus alles auf eine oder zwei Seiten zu quetschen. Deine Platzeinteilung scheint an einem Absatz zu scheitern? Dann pack ihn auf die nächste Seite. Ist der Absatz zu kurz für eine extra Seite? Dann füg vorne etwas mehr Platz zwischen den anderen Absätzen ein und gib dem kurzen Absatz einen Begleiter für die nächste Seite mit. Eine Seite mehr hat noch niemanden aus dem Bewerbungsprozess geschmissen – eingezwängte Buchstaben schon, weil unüberblickbar.
Womit anfangen?
Was hast du in meinem Artikel über Anschreiben gelernt? Richtig, immer mit dem wichtigsten Argument starten. Auch der Lebenslauf freut sich über dieses Prinzip. Der Personaler noch mehr.
Deswegen gilt für Berufstätige: Ganz nach oben kommt die aktuelle Stelle. Als Student schreibst du die Uni nach oben oder falls du trotzdem nennenswerte berufliche Erfahrungen hast, eben diese.
Der Spaß nennt sich auch umgekehrt chronologische Auflistung. Bitte niemals mit der Grundschule oben anfangen. Erstens kommt die Grundschule eh nicht in den Lebenslauf und zweitens bringt die Info dem Personaler nichts.
Was kommt in den Lebenslauf?
Für alles Weitere, das du anführst, arbeite wieder dem Personaler zu und gib ihm Antworten auf seine Fragen:
- Passt der Bewerber zu meinem Stellenprofil?
- Hat der Bewerber die passenden beruflichen Erfahrungen?
- Welche Ausbildung qualifiziert den Bewerber für diese Stelle?
- Welche Weiterbildungen und sonstigen Fähigkeiten bieten einen Mehrwert für die Stelle?
In der Rubrik „berufliche Erfahrung“ nennst du den Jobtitel, Namen und Rechtsform der Firma und den Ort. Darunter listest du ca. drei bis sechs der wichtigsten Tätigkeiten und/oder Erfolge aus dieser Stelle auf. Kurz, präzise, (fast nur) mit Substantiven. Ja, anders als im Anschreiben, in dem du bitte keinen Nominalstil, auch Beamtendeutsch genannt, verwendest. Natürlich wählst du die Tätigkeiten aus, die deine Eignung für die neue Stelle am besten belegen. Deswegen überarbeitest du den Lebenslauf auch für jede neue Stelle, auf die du dich bewirbst.
Tipp: Wenn du nicht der geborene Formulierungsprofi bist, wirf einen Blick in deine Arbeitszeugnisse. Dort findest du sicher Ideen. Aber schreib sie nicht nur eins-zu-eins ab. Oder beauftrag den Bewerbungsservice deines Vertrauens und spar dir die Zeit für ein Bierchen mit deinen Freunden.
In der Rubrik „Universität“ und auch bei den Weiterbildungen nennst du zunächst den Titel der Aus-/Weiterbildung, dann den Namen und die Rechtsform sowie den Ort. Bis zu einer Abschluss- oder Diplomnote von ca. 2,3 kannst du sie auch dazu schreiben. Ebenso das Thema deiner Abschlussarbeit, vor allem, wenn das Thema einen Bezug zur neuen Stelle hat.
Dann fehlt noch die Rubrik mit weiteren Kenntnissen wie Sprachen und EDV. Wenn du „dos cervezas, por favor“ auf Spanisch sagen kannst, würde ich das nicht auflisten – auch nicht unter Grundkenntnissen. Internetaffin und ähnliches solltest du dir auch schenken, das setzt man heutzutage voraus. Eine Auflistung von inhaltslosen persönlichen Fähigkeiten wie teamfähig, ehrgeizig, motiviert, kommunikativ, etc. vergeudet nur Platz und die Zeit des Personalers.
Mitgliedschaften in (Berufs-)Verbänden und ehrenamtliches Engagement darf sehr gerne rein. Anders sieht es mit Hobbies und Interessen aus. Sollten sie nicht abgefahren interessant und ungemein passend zur Stelle sein, dann lass sie weg. Selbiges gilt für die Erwähnung von Eltern, Geschwistern, Ehepartnern und, wie oben erwähnt, der Grundschule.
FAZIT
Der Sinn deiner Bewerbung ist es, dem Personaler so nachvollziehbar und simpel wie möglich darzulegen, warum du in sein Unternehmen passt und die Aufgaben der Stelle hervorragend umsetzen wirst. Dazu bedarf es keines Rumgeschwafels, keiner haltlosen Behauptungen und keiner überdesignten Aufmachung. Direkt, konkret, einfach, mit Fokus auf dem Wesentlichen. Für das Anschreiben bedeutet das, in schönen aber vor allem eigenen Worten formuliert, was dich für die Stelle wertvoll macht. Für den Lebenslauf bedeutet es, die Fakten deiner Erfahrung übersichtlich und gut aufbereitet.
Astrophysik und Hirnchirurgie findest du einfacher als Bewerbungen schreiben? Dann lass das jemanden machen, der wirklich Ahnung davon hat: zum Beispiel mich! Ich würde nach der Lektüre zweier Texte aus dem Internet auch niemandem den Schädel aufschneiden wollen 🙂
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Nur das Beste für dich!
Deine Steffi